Ausstellung „vergiss es! nicht“
In den Räumen des neuen Historischen Archivs der Stadt Köln am Eifelwall wurde am 20. Oktober 2021 die Ausstellung „vergiss es! nicht“ eröffnet. Anhand zahlreicher hauseigener Archivalien – von der mittelalterlichen Urkunde bis zur modernen Aktennotiz – wird der Prozess des Erinnerns, aber auch des Vergessenwerdens illustriert.
Am Anfang der Ausstellung stehen Medien der Erinnerung wie Bücher und Urkunden, beispielsweise das Stapelprivileg von 1259. Sie zeigen, dass in einer zunehmend ausdifferenzierten Gesellschaft die schriftliche Dokumentation neben die mündliche Überlieferung trat. Damit ließen sich Abmachungen mit rechtlichen oder finanziellen Konsequenzen leichter nachweisen.
Jedoch wird die Doppelbödigkeit oder der fragwürdige Wahrheitsgehalt mancher historischer Zeugnisse nicht ausgeblendet. So ist eine Urkunde von 1586 ausgestellt, mit der 15 prominente Kölner Familien ihre Abstammung direkt von römischen Abgesandten glaubhaft zu machen versuchten. Ebenso geben Schriftstücke zur „Jahrtausendfeier 1925“ Zeugnis davon, wie ein historisches Datum – König Heinrich I. im Jahr 925 – für aktuelle politische Ziele instrumentalisiert wurde. Denn seit 1919 war das Rheinland als Folge des 1. Weltkriegs von Engländern, Amerikanern, Franzosen und Belgiern besetzt. Insofern sollte eine Jahrtausendausstellung den wissenschaftlichen Beleg liefern, dass das Rheinland von jeher eine Kernregion des Deutschen Reiches darstellte.
Auch der Einsturz des Historischen Archivs am 3. März 2009 als Folge der U-Bahn-Arbeiten findet seinen Niederschlag in der Ausstellung. Die anfangs geäußerte Vermutung, damit sei das Gedächtnis der Stadt Köln unwiederbringlich verloren, trat glücklicherweise nicht ein. Fast 95 Prozent der Archivbestände konnten geborgen und zu einem erheblichen Teil bereits restauriert werden. Gleichwohl haben manche Dokumente, die physisch wiederhergestellt sind, ihre Aussagekraft verloren – beispielsweise Fotografien.
Dass das Kölner Stadtarchiv nach dem Einsturz seines Magazins nicht aufhörte zu sammeln, beweist das Brevier des Erzbischofs Hermann von Hessen, angefertigt um 1485 von einer Kölner Werkstatt. Es wurde 2015 erworben mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder sowie der Ernst von Siemens Kunststiftung.
Die Ausstellung ist kostenfrei und kann bis zum 8. Mai 2022 besucht werden. Weitere Informationen