Chronik

Ausstellung Synagogen virtualisiert

Im Rahmen des Festjahres „1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ zeigt das Kölner NS-Dokumentationszentrum die Wanderausstellung „Synagogen in Deutschland – eine virtuelle Rekonstruktion“. Die Präsentation der Technischen Universität Darmstadt in Zusammenarbeit mit dem NS-Dokumentationszentrum und der Kölner Synagogen-Gemeinde ist bis zum 19. September 2021 zu sehen. Die 3D-Visualisierungen (Foto) entstanden als Reaktion auf den Anschlag auf die Synagoge in Lübeck 1994. Als 360-Grad-Rundgang ist die Ausstellung auch im Internet zu besuchen.

In der Präsentation wird die Geschichte von mehr als 20 Synagogen in ganz Deutschland erzählt. Die meisten entstanden im Zuge der Judenemanzipation in den deutschen Staaten um die Mitte des 19. Jahrhunderts. Meist lösten sie unscheinbare Provisorien oder Versammlungsräume in Privathäusern ab. Als Großprojekt, finanziert durch vermögende Bürger, setzten die neuen Synagogen einen gestalterischen Akzent in den rasch wachsenden Städten der Indstrialisierung. Zur Zerstörung durch Feuer und Vandalismus kam es bekanntlich in der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938. Für Köln werden die Synagogen in der Innenstadt (Glockengasse, Roonstraße) sowie die in Ehrenfeld, Deutz und Mülheim beschrieben.

xxxxxBegonnen hat das Vorhaben 1996 als studentisches Seminar mit der Visualisierung dreier Frankfurter Synagogen. Angesichts der positiven Resonanz wurden weitere 15 Synagogen aus den Städten Berlin, Dortmund, Dresden, Düsseldorf, Hamburg, Hannover, Kaiserslautern, Köln, Leipzig, München, Nürnberg, Plauen und Stuttgart in das Projekt aufgenommen. Anhand von historischen Bauplänen, Zeichnungen, Fotografien und Berichten wurden dabei die Gestalt des Gebäudes und die Innenausstattung, aber auch Struktur und Farbgebung der Wände und Oberflächen rekonstruiert. Waren diese Daten erst einmal erfasst, ließen sich daraus virtuelle Kamerafahrten durch das Gebäude selbst oder Blicke von außen auf das Grundstück generieren.

Diese Videos werden in der Ausstellung gezeigt. Besonders eindrucksvoll sind die großformatigen Projektionsflächen, weil dabei die rekonstruierten Gebäude in ihren tatsächlichen Dimensionen zu erleben sind. Ergänzt werden die „Kamerafahrten“ durch Informationen zur Geschichte der jüdischen Gemeinde des betreffenden Ortes, durch Pläne und historische Abbildungen. Auch Bücher über die untergegangenen Synagogen liegen aus. Zwei Stellwände (Foto) nennen tabellarisch sämtliche Orte in Deutschland, wo Synagogen gestanden haben.

Freilich beschränkt sich die Ausstellung nicht auf das Sichtbarmachen verlorener Bauten. Vielmehr kommen auch der Moment der  Zerstörung 1938, die Entwicklung der Synagoge als jüdische Kultstätte seit vorchristlicher Zeit sowie ihr heutiger Stellenwert für Juden und Jüdinnen in den Blick. Weitere Informationen zu dem Virtualisierungsprojekt auf der Internetseite der TU Darmstadt

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