Balkonhäuser im Wohnungsbau der 1950er-Jahre
Dass die Architektur der Nachkriegsjahre gern leichte und schwingende Formen verwendet hat, sieht man an vielen Treppenaufgängen. Weniger bekannt ist, dass dies auch bei der Gestaltung von Balkonen eine Rolle spielte. Hinzu kam die Absicht, die Rechtwinkligkeit der Fassade durch asymmetrische Auskragungen aufzulockern oder den Bewohner/innen eine vorteilhaftere Sichtachse zu ermöglichen. Schmuckbild: Köln Große Telegrafenstr. 50
In der Kölner Innenstadt konnten mehr als 100 Gebäude mit dem Merkmal asymmetrischer Balkone nachgewiesen werden, die wenigsten allerdings unter Denkmalschutz (knapp 10 Prozent). Auch in den Kölner Vorstädten zeigen viele Wohngebäude der 1950er-Jahre diese Besonderheit.
Beispiele für typische Balkonhäuser in Köln:
- Funktion: Verschafft das Vorkragen des Balkons an einer bestimmten Stelle den Bewohner*innen eine günstigere Blickrichtung?
- Nutzwert: erhält die Wohnung durch den Balkon mehr Raum?
- Loggia: welche – teils rechtwinklige, teils polygonale – Nutzfläche ergibt sich aus Balkon und Loggia?
- Fassade: wie verändert ein schräg vorkragender Balkon die Gestalt des Gebäudes?
In einigen Fällen dient eine Balkongestaltung außerhalb der Rechtwinkligkeit dazu, den Hauskubus mit der Grundstücksform in Einklang zu bringen. So folgt beispielsweise die Balkonbrüstung der Fassade, während die Innenwand der Loggia die nach innen abknickende Grundstücksgrenze nachvollzieht (Alexianerstr. 2).
Eine Führung zu Balkonhäusern sowie Wohngebäuden mit typischer 1950er-Jahre-Fassade in Köln-Lindenthal gibt es unter Corona-Spaziergänge.
Das Gestaltungsmerkmal asymmetrisch geformter Balkone findet sich im Wohnungsbau der 1950er-Jahre in ganz Deutschland, ja sogar europaweit: