Lahnmarmor in Schloss Brühl 09.10.2019

Schloss Brühl Gartenansicht

Im Brühler Schloss der Fürsterzbischöfe von Köln ist an vielen Stellen Marmor von der Lahn verbaut worden – etwa als Fußbodenbelag, alsTreppenstufen oder als Werkstein zur Gestaltung von Kaminen. Dies war Gegenstand einer Führung organisiert von den  Schlössern Brühl sowie dem Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz (RVDL), Regionalverband Rhein-Erft. Die Führung zur Baugeschichte gab Christiane Winkler vom Schloss Brühl. Für Fragen rund um den Marmor standen Rudolf Conrads sowie Axel Becker vom Villmarer Lahn-Marmor-Museum zur Verfügung.

Dass gerade Unfertiges besonder schön sein kann, zeigte sich bereits an den dunkelroten Treppenstufen des monumentalen Treppenhauses. Denn der Marmor aus dem Lahntal, der vor rund 130 Millionen Jahren entstand, ist mangels Hitze und Druck nicht ganz „durchgebacken“ – sprich: kristallisiert. Anders als etwa beim Carraramarmor sind noch Umrisse der Wassertiere zu erkennen, aus deren Kalkgehäuse die Riffe im Urzeitmeer gebildet wurden.

Kamin aus Lahn-Marmor

Auch ist anhand der Oberfläche für den Fachmann zu erkennen, ob ein bestimmter Stein vor dem Riff zum offenen Meer hin, auf dem Riff oder dahinter in Richtung Land entstanden ist. Das zeigte Axel Becker den rund 20 Teilnehmenden des Rundgang anhand der Marmoreinbauten im Schloss. So sind acht der 24 Kamin-Einfassungen auf Schloss Brühl aus Lahn-Marmor hergestellt. Natürlich gibt es davon dutzende Sorten, die auch Marketinggründen auch phantasievolle Namen erhielten. Die Sorte Tigra etwa besteht aus anthrazitfarbenem Grundgestein mit faustgroßen hellgrauen Einschlüssen. Einen Kamin aus dieser Marmorsorte konnten die Besucher/innen auch auf Schloss Brühl bewundern.

Wasserbecken aus Lahn-Marmor

Neben den Kamin-Einfassungen ziehen auch die zahlreichen Wasserbecken aus Lahn-Marmor die Blicke an. Vor allem waren diese in den Speisesälen eingebaut. Von einem Hochbehälter in der Ville wurde über eine Druckleitung Wasser in die Bassins geleitet – im 18. Jahrhundert eine technische Rarität. So konnte man – wie auf Partys heute – die Getränke kühl halten.

Wo nicht Parkett verlegt ist, bestehen fast alle Bodenbeläge im Schloss aus Lahn-Marmor. Manche Fliesen sind noch original von 1764, manche mussten nach Beschädigung oder Kriegszerstörung ergänzt werden. Selbst Türschwellen und Trittschwellen der bis zum Boden reichenden Fenster wurden aus dunkelrotem Lahn-Marmor hergestellt.

 

Tribolit in Bodenfliesen aus Lahn-Marmor

In einem Raum, der erst 1975 neu gefliest worden war, konnte Christiane Winkler den Gästen eine besondere Kostbarkeit präsentieren: einen Triboliten aus der Entstehungszeit des Marmors im Stein gefangen. Die Fossilie war dem Museumsteam erst am Vormittag vor dem Marmor-Rundgang aufgefallen.

=> Lahn-Marmor-Museum Villmar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert