Frühere Veranstaltung

Frei Ottos Bauten im Kölner Rheinpark – 12.09.2022 – 19.30 Uhr – Domforum

[Für den vollständigen Text Überschrift anklicken] Das 50jährige Bestehen des Münchner Olympiastadions ist Anlass zu einer auf mehrere deutsche Städte verteilten Vortragsreihe, die sich mit dem Werk des Pritzker-Preisträgers Frei Otto beschäftigt. Die Olympiade in München 1972 setzte in vieler Hinsicht Maßstäbe, sei es in der Gestaltung der Gebrauchsgraphik, des Öffentlichen Raumes oder dem U-Bahn-Bau. Die riesige und dennoch schwerelose Dachkonstruktion der Stadien bildet jedoch das zentrale bauliche Element, auf dessen frühe Vorläufer und Parallelen in Köln hier besonders eingegangen wird. Die Veranstaltung findet in Zusammenarbeit mit den VDI-Arbeitskreisen Technikgeschichte statt.

Montag, 12. September 2022, 19.30 Uhr
Domforum Köln, Domkloster 3
Referent: Roland Dorn, Architekt, Köln
Teilnahme: kostenfrei –
keine Anmeldung erforderlich

Kontakt: Dr. Alexander Kierdorf (kierdorf_indukult@gmx.de )

Bericht von der Veranstaltung:

Das Leichte, Luftige, Schwebende hatte es ihm angetan. Bereits in seiner Doktorarbeit 1954 widmete sich Frei Otto als junger Architekt dem „hängenden Dach“. Später schuf er weltberühmte Zeltkonstruktionen etwa für die Münchner Olympiastadien. Welche Philosophie diesem Schaffen zugrunde lag und welche Bedeutung Frei Otto für die Kölner Nachkriegsarchitektur besitzt, schilderte der Kölner Architekt Roland Dorn in seinem Vortrag im Kölner Domforum.

Die Praxis der Leichtbautragwerke hat ihre Vorläufer in den Kuppelbauten des 19. Jhds. Auch Zirkuszelte standen bei der Entwicklung Pate. Sein Faible für Aufgespanntes hat Frei Otto wohl als Jugendlicher beim Segelfliegen entdeckt. Der Kölner Rheinpark – wie Dorn darlegte – kann seit der ersten Werkbundausstellung 1914 als „Entwicklungsraum der Moderne“ angesehen werden. 1928 fand auf dem rechtsrheinischen Gelände die Medienausstellung „Pressa“ statt und 1957 die erste Kölner Bundesgartenschau.

Nachdem Frei Otto bereits 1955 für die Bundesgartenschau Kassel ein Zeltdach als Seilnetzkonstruktion realisiert hatte, durfte er zwei Jahre später im Kölner Rheinpark aus dem Vollen schöpfen. Den Eingangsbereich überdachte er mit einer Glasfasermembran, die über ein 34 Meter langes flach gebogenes Stahlrohr gespannt wurde. Die Auenlandschaft im Norden des Gartenschaugeländes stattete er mit Spitzzelten aus, die einen optischen Kontrast zu den Domtürmen am anderen Rheinufer herstellten. Sein Meisterstück gelang Frei Otto mit dem Sternwellenzelt, das die 1950 gebaute Tanzfläche über dem kreisförmigen Brunnen überspannte. Sechs Stützen halten die scheibenförmige Zeltbahn hoch, die jeweils dazwischen von Spannseilen flachgezogen wird.

1966 erhielt Frei Otto einen Auftrag aus der Kölner Industrie. Der Drahtseil- und Kabelhersteller Felten & Guilleaume benötigte ein Labor für Hochspannungsversuche. Seinem Credo des Leichtbaus verpflichtet entwarf der Architekt eine Traglufthalle, wie sie später vielfach für Sportstätten verwendet wurde. Die 14 Meter hohe längliche „Blase“ Frei Ottos wirkte durch eine mittige Einschnürung wie eine in Teilung begriffene Eizelle.

Auch zur zweiten Kölner Bundesgartenschau 1971 im Rheinpark engagierte man den Architekten, der mittlerweile durch die zeltartige Gestaltung des deutschen Pavillons der Weltausstellung in Montreal international Furore gemacht hatte. Das Areal des Tanzbrunnens ergänzte Frei Otto durch sechs Faltschirme, um die Zuschauerplätze vor Sonne und Regen zu schützen. Die elektrisch zu bewegenden Schirme bilden große Kelche, die sich teilweise überlappen.

Roland Dorn bei seinem Vortrag über die frühen Zeltbauten von Frei Otto im Kölner Rheinpark – hier das Sternwellenzelt über den Tanzbrunnen Foto: Martin Lehrer