Sanierung von St. Pantaleon
Nach vier Jahren Bauzeit befindet sich die Grundsanierung der romanischen Kirche St. Pantaleon in der südlichen Kölner Innenstadt auf der Zielgeraden. Am 6. Dezember 2024 soll die Wiedereröffnung mit einem Festhochamt gefeiert werden. Die Kosten der Renovierung sind auf gut 14 Mio. Euro veranschlagt. Den Hauptteil davon trägt das Erzbistum Köln. Daneben gewährt der Bund einen Zuschuss von 1,5 Mio. Euro und das Land NRW steuert 600.000 Euro bei. Rund 500.000 Euro kommen von der Gemeinde, darunter 100.000 Euro vom Freundeskreis St. Pantaleon.
Diese Arbeiten sind geplant oder bereits abgeschlossen:
- Kompletterneuerung der Dacheindeckung aus Schiefer. Dort ist über die Jahre Wasser eingedrungen und hat Schäden an Wänden und Decke verursacht.
- Stabilisierung des Langhaus-Dachstuhls aus Stahlstreben durch Einbau zusätzlicher Verbindungsmuffen
- Ertüchtigung der Sockelzone gegen aufsteigende Nässe. Hier sind im Innern der Kirche Feuchtigkeitsschäden und Salzausblühungen entstanden.
- Wiederherstellung des Mauerwerks außen und innen durch Restaurierung oder Ersatz schadhafter Steine, Neuvermauern und Verfugen
- Entfernen des Putzes im Innern der Kirche und baugeschichtliche Untersuchung des Mauerwerks
- Stabilisierung des Kreuzgratgewölbes im nördlichen Seitenschiff
- Sanierung der Maßwerkfenster im Chor und im Langhaus-Obergaden durch Austausch der Bleiverglasung und der horizontalen Stege, der sogenannten Windeisen
- Erneuerung der elektrischen Anlagen
- Einbau einer energiesparenden und flexibel zu steuernden Beleuchtungsanlage mit LED-Technik. Ziel ist eine bessere Ausleuchtung der Kirchendecke
- Einbau einer modernen Akustikanlage mit weniger Lautsprecherpositionen
- Schaffung eines barrierefreien Zugangs an der Südseite
- Installation von Videokameras und Bewegungsmeldern für mehr Sicherheit
Die Leitung der Bauarbeiten liegt bei dem Zülpicher Architekten Max Ernst, der bereits die Sanierung der Kirche St. Servatius in Siegburg betreut hat.
Online-Vortrag (pdf) „Sanierung des Westwerks von St. Pantaleon“ – 16.05.2022
Video (8’30 min.) über die Sanierung von St. Pantaleon zum virtuellen Tag des offenen Denkmals am 13.09.2020
– Chronik –
November 2024: Vier Wochen vor der Wiedereinweihung der Kirche wird am Lettner das Gerüst abgebaut.Eine Woche zuvor war bereits das Gerüst um das Orgelgehäuse, welches auf dem Lettner aufsitzt, entfernt worden. Beim Abbau von Stangen und Bohlen rund um den Lettner mussten die Arbeiter besonders behutsam vorgehen, da das frisch restaurierte filigrane Maßwerk selbst bei kleinen Stößen wieder brechen kann.
Oktober 2024: Vor der Wiederanbringung im Chorraum werden die barocken Holzstatuen restauriert. Dies umfasst eine behutsame Reinigung und Festigung der Farbschichten aus der jüngsten Erneuerung der 1980er-Jahre. Hier behandeln die Restauratorinnen Verena Ebel und Sarah Grimberg die Statue des hl. Andreas, die an der südlichen Chorwand angebracht war. Weil dort durch das undichte Dach Wasser herabtropfte, haben sich in den Gewandfalten der Statue Schmutz- und Kalkränder gebildet.
September 2024: Nach Ausfräsen des Bodens in der Theophanukapelle des Westwerks wird das Mosaik zu Leben und Wirken der mittelalterlichen Kaiserin verlegt. Der neue Bodenbelag ist bereit in einzelnen Paneelen im Atelier der Künstlerin Maria Fernández Ortiz gestaltet und auf Vlies aufgeklebt worden. Diese Paneele werden vor Ort in ein Mörtelbett gelegt und ausgerichtet. Da die Mosaiksteine unregelmäßig geformt sind, ist dafür viel Augenmaß und Verständnis für das Gesamtkonzept nötig.
August 2024: Nach Abbau des Gerüstes im Langhaus und der Holzverschalung rund um den spätgotischen Lettner beginnt die Restaurierung. Zunächst werden die Figuren, Steinrippen und Raumornamente trocken und feucht gereinigt. An unzugänglichen Stellen hilft dabei Heißdampf. Gleichzeitig werden Lücken im Fugenmörtel, abgeplatzte Stellen und alte unansehnliche Reparaturen markiert. Angesichts der großen Menge an Fehlstellen kann nur das wiederhergestellt werden, was statisch nötig ist oder die Silhouette des Lettners prägt.
Juli 2024: Bauklempner Benjamim Olzem und seine Mitarbeiterin Pia Kowatz legen den Verlauf der Bleibahnen für die Eindeckung des südlichen Seitenschiffs fest. Die Bleitafeln werden 52 cm breit verlegt und sind gut 2 m lang. Sie werden durch kupferne Reiter fixiert, die auf die Holzbeplankung aufgenagelt wurden. Nach Umbördeln der Flanken sind diese später nicht mehr sichbar. Um Korrosion durch Feuchtigkeit auf der Unterseite zu vermeiden, wird das Blei direkt auf die Holzverschalung gelegt.
Juni 2024: Die Ausgestaltung der Gewölbe in den Seitenschiffen ist unterschiedlich. Im nördlichen Seitenschiff besaßen die Gewölberippen bereits vor der Sanierung einen grauen Anstrich. Dieser wurde nun samt Trennstrichen als virtuelle Steinfugen wiederhergestellt (Bild). Zu sehen ist auch ein neu eingebauter Zuganker. Im südlichen Seitenschiff sind die Gewölberippen steinsichtig geblieben. An diesen wurden lediglich Fehlstellen mit Reparaturmörtel gefüllt und farblich angeglichen.
Mai 2024: Nach Fertigstellung der Dächer von Kirchenschiff, Chor und Querhäusern geraten die tiefer liegenden Konchen und Kapellen in den Blick. Besonders knifflig: die Katharinenkapelle. Sie wurde um das Jahr 1210 in die Nische zwischen Chorwand und Südquerhaus gesetzt. Das Dach besteht aus zwei sich überschneidenden Kegelsegmenten. Besonders die wasserableitenden Anschlüsse an das Tuffmauerwerk erfordern viel handwerkliches Geschick.
April 2024: Nach Abschluss der Putzarbeiten im Obergaden wird das Deckengemälde von Dieter Hartmann aus den Jahren 1990-92 von der Schutzfolie befreit und gereinigt. Restauratorin Verena Ebel saugt zunächst Staub ab, der mit einer weichen Bürste an der Gemäldeoberfläche gelockert wird. Insgesamt sind 90 Paneele, produziert mit Acrylfarben auf Holz, zu säubern. Bei einigen ist Wasser aus dem undichten Dach hindurchgelaufen. Diese werden retuschiert, um die ursprüngliche Farbigkeit wiederherzustellen.
März 2024: Nach dem Aufbau des neuen Dachstuhls am nördlichen Seitenschiff beginnen an der Traufe die Verfugungsarbeiten. Die Dachsparren wurden vor Ort so angepasst, dass die Beplankung möglichst flach auf die Traufbank trifft. Auf diese erste Ebene werden noch einmal Latten und eine weitere Beplankung geschraubt. So erhält das Dach eine gute Durchlüftung. Als eigentlicher Nässeschutz werden quer zur Traufe Bleibahnen aufgebracht, die an den Kanten miteinander verbördelt werden.
Februar 2024: Nach dem Abbau des alten Dachstuhls über dem nördlichen Seitenschiff lag für kurze Zeit die frühere Außenseite der Langhaus-Nordwand offen. Zu sehen waren die doppelten Blendbögen aus ottonischer Zeit, die in den 1930er-Jahren „wiederentdeckt“ worden waren und entscheidende Hinweise zur Baugeschichte gegeben hatten. Für den neuen Dachstuhl sind die ersten Balken eingebaut. Da die alte Konstruktion eine West-Ost-Neigung aufwies, wurden die Auflager der Balken neu gemauert.
Januar 2024: Im Dachstuhl von Langhaus und Chor beginnt der Einbau der neuen Dämmung oberhalb der Kassettendecke, die aus 90 gemalten Holzplatten besteht. Wegen der geringen Tragfähigkeit kann diese Arbeit nur von Industriekletterern durchgeführt werden, die sich durch Seile am Dachstuhl gegen Absturz sichern. Auch die Dämmung aus Mineralwolle liegt nicht direkt auf den Holzplatten auf, sondern wird durch Netze aufgefangen.
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