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Chronik

Siemens-Gebäude in Köln-Ehrenfeld

Wie ein Supertanker liegt es zwischen Gründerzeit-Bebauung und Fußballfeldern: das Verwaltungsgebäude der Siemens AG an der Inneren Kanalstraße in Köln-Ehrenfeld. Fertiggestellt 1973, wird es mittlerweile von dem Weltkonzern nicht mehr benötigt. An dieser Stelle sollen Wohnungen entstehen. Doch der markante 180 Meter lange und 35 Meter breite Bau gilt vielen als Musterbeispiel der postindustriellen Architektur der 1970er-Jahre und daher als erhaltenswert.

Um die auf mehrere Standorte rund um den Friesenplatz verteilten Siemens-Abteilungen zusammenzuführen, wurde auf einem ehemaligen Fabrikgrundstück das doppelhügelige Terrassengebäude mit einem Erdgeschoss und vier Bürogeschossen errichtet. Durch die gestufte Rücknahme der oberen Etagen entstehen begehbare Terrassen. Das Gebäude setzt sich aus einem quadratischen Stahlbeton-Ständerwerk von 8,10 Meter Kantenlänge zusammen.

An den umlaufenden Balkonen ist die regelmäßige Anordnung der Querträger zu erkennen

Da die Firma Siemens das Gebäude für die Niederlassung Köln nicht mehr benötigte, kaufte der Projektentwickler Corpus Sireo 2018 das 19.000 qm große Gelände. Am Südostrand von Ehrenfeld – in Nachbarschaft der neuen Zentralmoschee – sollen 430 Wohnungen gebaut werden. Der Bebauungsplan dazu wurde im beschleunigten Verfahren entwickelt, was von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt blieb.

Mittlerweile hat sich eine Bürgerinitiative für den Erhalt und eine sinnvolle Umnutzung des Siemens-Gebäudes formiert. Eine Mehrheit für die Aufnahme in die Denkmalliste kam jedoch nicht zustande – weder beim Kölner Stadtkonservator als untere Denkmalbehörde noch beim LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland als Fachberatung. Dies obwohl das LVR-Gutachten dem Gebäude zeittypische architektonische Qualität zuspricht, die eine Erhaltung rechtfertigen würde.

Der RVDL spricht sich aus Gründen der Nachhaltigkeit für Erhalt und Umbau des Siemens-Gebäudes aus – unabhängig von einer Einstufung als Denkmal. Nach Einschätzung des Verbandes ist die Gestaltung beispielhaft für die Büro-Architektur der Moderne. Sie verdient es, im Ensemble mit dem Funkturm Colonius und den Telekombauten angepasst an die neue Nutzung Wohnen fortzubestehen.

Auch die Technische Hochschule Köln hat sich 2019 in einer Facharbeit für die 5. Semester der Architektur-Studierenden mit Umnutzungs-Optionen für den Siemens-Bau beschäftigt. Drei Entwürfe wurden Mitte März 2021 in einem Online-Vortragsabend des hdak Haus der Architektur Köln vorgestellt: Projekt der TH Köln – Veranstaltung im hdak

 

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