
Die Architektur insbesondere des Wohnungsbaus der Nachkriegsjahre gilt vielfach als unscheinbar, verhuscht oder gleichförmig. Da sie aus der Not entstanden ist – innerhalb weniger Jahre mussten ganze Trümmerquartiere aufgebaut und Millionen Wohnungen geschaffen werden – wird sie von manchen als „graue Architektur“ geschmäht. Denn sie hat weder das Wuchtig-pompöse der nationalsozialistischen Ära noch das Kantig-schroffe des Brutalismus der 1960er-Jahre.
Dabei haben die Häuser des Wiederaufbaus in der Gestaltung der Fassaden eine eigenständige Formensprache entwickelt. Wesentliche Gestaltungselemente sind das Raster, die Fliesen, das Mosaik und die Balkone.
Raster: Die Architekten bemühten sich, Fassaden durch einheitliche Fenster – unabhängig von der Raumaufteilung – sowie Gesimse und Rippen möglichst gleichförmig zu gliedern. mehr
Fliesen: Eine beliebte Wandverkleidung in den 1950er-Jahren sind Fliesen. Sie gelten als pflegeleicht und symbolisieren Reinlichkeit sowie Glätte nach dem visuellen Chaos der Trümmerlandschaften. mehr
Mosaik: Balkonbrüstungen und Fassadenflächen werden häufig mit Mosaiken oder Kratzputzzeichnungen – so genannte Sgrafitti – verziert. mehr
Balkone: Kennzeichen des Wohnungsbaus der 1950er-Jahre sind die asymmetrischen und geschwungenen Balkone. Zwar gibt es einzelne Vorläufer in der Vorkriegszeit, aber die Masse entsteht in der Wiederaufbauzeit. mehr